Im Jahr 2013 insbesondere seit August ist es im Vergleich zu den Vorjahren vermehr zu Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte gekommen. Neben diesen Übergriffen organisierten Rassist_innen eine Reihe von Protestaufmärschen in verschiedenen Orten. Pätz, Schneeberg, Berlin-Hellersdorf, Duisburg, Gransee etc. »Nach Recherchen von REPORT MAINZ hat die NPD in diesem Jahr bundesweit 47 Demonstrationen gegen Asylbewerber und deren Unterkünfte organisiert oder war daran maßgeblich beteiligt. Insgesamt gab es 2013 67 solcher Aktionen gegen Flüchtlinge. Damit ist die NPD für rund 70 Prozent solcher Veranstaltungen verantwortlich. Die anderen gehen auf das Konto von pro NRW, pro Deutschland und der neuen Partei Die Rechte. Dies ergab eine umfangreiche Auswertung von Print und Fernsehseharchiven sowie Polizeimeldungen durch REPORT MAINZ.« (www.swr.de/report/presse/npd-asylbewerber/-/id=1197424/nid=1197424/did=12301994/17rfgu2) Dies wird auch durch die Antwort der Bundesregierung auf die kleine ,Anfrage der Partei Die Linke bestätigt (Bt.-Dr. 18/2013). Dort werden die sich beteiligenden und namentlich bekannten NPD-Funktionäre aufgelistet. Die Bundesregierung verzeichnet für 2013 im Zusammenhaang mit Flüchtlingswohnheimen 18 Kundgebungen sowie 42 Delikte, die in der Datei »Politisch Motivierte Kriminalität« (PMK) bislang gemeldet wurden. Unsere Chronik bildet nur einen Ausschnitt der Vorfälle ab, die in die Presse gelangt sind.Dabei versucht die NPD soweit wie möglich in den Hintergrund zu treten, indem »unabhängige Bürgerinitiativen« gegründet werden, die betonen, dass ihre Mitglieder keine Rechtsextremen seien. Hajo Funke in der Sendung Report Mainz »NPD organisiert Widerstand gegen Asylbewerberheime« vom 29.10.2013: »Das erinnert mich an die Situation in den frühen neunziger Jahren, wo es auch so anfing, und die Rechtsextremen es geschafft haben, die Stimmung in der Bevölkerung zu radikalisieren, auch zu Gewaltakten.«
In der Silvesternacht wurde ein Brandanschlag auf das noch unbewohnte Asylbewerberheim in Beelitz-Heilstätten (Landkreis Potsdam-Mittelmark) verübt. In das Gebäude sollen 38 Asylbewerber einziehen. Der mutmaßliche Täter soll ein 27-Jähriger aus dem Havelland sein.
www.maerkischeallgemeine.de v. 16. Januar 2013 / http://rbb-online.de v. 04. Februar 2013
Mehrere Männer hatten sich Zugang zu dem Haus verschafft, in dem Flüchtlinge untergebracht sind. Sie waren mit Knüppeln bewaffnet, riefen fremdenfeindliche Parolen und warfen einen Böller. Sie wurden durch das laute Rufen einer 60-jährigen Nachbarin in die Flucht geschlagen.
www.sz-online.de/nachrichten/mehr-sicherheit-fuer-groeditzer-asylbewerber-2556555.html, 19. April 2013; www.polizei.sachsen.de/de/MI_2013_21025.htm
Drei Männer im Alter von 17, 24 und 27 Jahren haben am 30. März in Vockerode (Landkreis Wittenberg) zunächst drei Asylbewerber mit fremdenfeindlichen Parolen beschimpft und bis zu ihrer Unterkunft verfolgt. Zwei der Männer drangen in die Unterkunft ein und traten eine Wohnungstür ein. Sie sollen dann Bewohner bedroht haben.
Fünf afghanische Bewohner des Asylbewerberheims in Greifswald wurden am Abend des 16. April in unmittelbarer Nähe ihrer Unterkunft zunächst von fünf Männern angesprochen und dann attackiert. Zwei der Opfer erlitten Verletzungen im Gesichtsbereich.
In der Nacht zum 20. April wurde das Wohnhaus von Güstrows Bürgermeister Arne Schuldt (parteilos) attackiert. Mit schwarzer Farbe wurden die Worte »Lichtenhagen kommt wieder« an die Hauswand gesprüht. Eine offene Anspielung auf das geplante Asylbewerberheim in Güstrow-Dettmannsdorf. MUPINFO kommentierte die Drohung in dem Artikel »Nadelstiche gegen Überfremdung« als »sehr derbe Anspielung auf die mehrtätigen Auseinandersetzungen im Rostocker Nordwesten vor 20 Jahren.«
In der Nacht zum 20. April hat die Polizei drei Männer festgenommen, die vermutlich einen Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Langburkersdorf geplant hatten. Das Trio war mit Messer, Schlagring und Benzinkanistern unterwegs.
In der Nacht zum 13. Juni waren zwei 18 und 46 Jahre alte Asylbewerber aus Ghana von Bergen in Richtung Neklade zu Fuß unterwegs. Dabei wurden sie von einem PKW und einem Motorrad überholt. Beide Fahrzeuge wendeten am Ende der Straße. Dann beschleunigte der PKW und raste auf die beiden Männer zu. Diese retteten sich mit einem Sprung in den Straßengraben. Bei ihrer Flucht nach Bergen zurück wurden die Attackierten langsam von dem Motorradfahrer verfolgt.
Zwei Feuerwerkskörper wurden vor der Asylbewerberunterkunft gezündet, wobei auch das Auto eines Wachmanns beschädigt wurde.
In den Nachtstunden des 22. Juni wurden in der Nähe des Asylbewerberheims in Dettmannsdorf (Landkreis Vorpommern-Rügen) zwei Böller gezündet. Wenige Tage zuvor wurden bereits Böller auf das Grundstück des Asylbewerberheims geworfen.
In der Nacht zum 21. Juli haben zwei 23 und 25 Jahre alte Bundeswehrsoldaten in Arnstadt ein Asylbewerberheim angegriffen. Sie bewarfen die Unterkunft mit Feuerwerkskörpern, beleidigten einen Bewohner der Flüchtlingsunterkunft rassistisch, zeigten den Hitlergruß und zerstörten eine an dem Asylbewerberheim angebrachte Videokamera.
Die Feuerwehr muss einen vorsätzlich gelegten Brand in einem Waschraum einer Asylbewerberunterkunft löschen.
Bei einer NPD-Kundgebung gegen vorgeblichen Asylmißbrauch in Eisenhüttenstadt am 3. August attackierten Neonazis unter anderem mit Pfefferspray und Fahnenstangen Gegendemonstranten. An den Ausschreitungen soll auch der NPD-Kommunalpolitiker Markus Noack beteiligt gewesen sein.
Ein Brandsatz wurde auf das Luckenwalder »Asylbewerberverheim« des ASB geworfen. Das Feuer erlosch von selbst. Die Täter_innen wurden nicht ermittelt.
Ein Asylbewerber aus Pakistan wurde am 20. August in Schmiedeberg (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) von Unbekannten angegriffen und schwer verletzt.
In der Nacht zum 1. September gab es Neonazi-Schmierereien an der Geschäftsstelle der Linken, dem Flüchtlingsheim für Asylsuchende und dem Islamischen Zentrum in Plauen.
Auf der Eingangstreppe zur geplanten Sammelunterkunft wurde in der Nacht von Montag auf Dienstag Buttersäure ausgekippt.
Hellersdorf drei mit fremdenfeindlichen Parolen beschriebene Zettel gefunden. Die Inhalte richteten sich gegen die dort befindliche Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge und Asylsuchende.
In der Nacht zum 18. September wurden Mülltonnen, die vor einem künftigen Übergangswohnheim für Asylbewerber in Premnitz (Landkreis Havelland) standen, vor das Gebäude geschoben und dann Feuer gelegt. Dabei wurde die Eingangstür beschädigt. Ca. zwei Wochen vor dem Übergriff marschierte die NPD und Freie Kameradschaften vor dem geplanten Flüchtlingsheim auf.
Bei einem Brand durch Brandstiftung in einem von Roma-Familien bewohnten Haus in Duisburg-Hochheide, wurden 17 Menschen verletzt. Das Haus ist unbewohnbar. Die Polizei hat nach eigenen Angaben keinen Hinweis auf einen »fremdenfeindlichen Hintergrund« der Tat.
Am frühen Morgen des 12. Oktober wurde in Güstrow ein Brandanschlag auf ein Asylbe-werberheim verübt. Ein brennender Feuerwerkskörper wurde durch ein angekipptes Fenster in den Keller des Hauses geworfen. Durch die Hitze des Feuerwerkskörpers wurden Gegenstände aus Plastik geschmolzen und es kam zu starker Rauchentwicklung. Gegen das Heim hatte es zu Jahresbeginn Proteste gegeben. Die NPD hatte gemeinsam mit Anwohnern*innen demonstriert und die Inbetriebnahme um mehrere Monate verzögern können, so MUPINFO.
In der Nacht zum 16. August haben Unbekannte einen Brandsatz auf das Flüchtlingsheim in Luckenwalde (Kreis Teltow-Fläming) geworfen.
Zwei Jugendliche sollen am Abend des 17. Oktober im Asylbewerberheim in Gemünden (Landkreis Main-Spessart) einen Brand verursacht haben. Der Sachschaden beträgt 15.000 Euro.
Vermutlich mit einer Zwille wurden mehrmals (21.10.2103) Fensterscheiben einer zukünftigen Flüchtlingsunterkunft beschossen und teilweise zerstört.
Unbekannte haben am frühen Morgen des 19. Oktober Feuer in einer Asylunterkunft im südbadischen Wehr (Landkreis Waldshut) gelegt. Benzin wurde auf der Holztreppe verschüttet, Papier verteilt und angezündet.
In der Nacht zum 21. Oktober wurde auf das Kulturzentrum für Sinti und Roma in Oldenburg ein Brandanschlag verübt. Ein 25-Jähriger zündete die Fußmatte vor der Eingangstür mit Brandbeschleunigern an.
Am Mittag des 21. Oktober wurde eine ehemalige Schule in Essen, die zur Asylunterkunft umgebaut wird, mit einer Schleuder beschossen. Abgefeuert wurden Metallgeschosse. Bereits am 18. Oktober war auf das Gebäude geschossen worden.
Mehrere Feuerwerkskörper werden gegen die von rund 150 Menschen bewohnte Flüchtlingsunterkunft geworfen. Die Täter flüchten mit dem Auto.
Internet & Report Mainz, SWR
(www.swr.de/report/npd-asylbewerber/-/id=233454/nid=233454/did=12215472/mpdid=12336264/4yv7m0/index.html);
www.ull-jelpke.de »PM, 23.12.2013«