In Lybien wird immer noch der Kopf von Gaddafi gesucht. Es wurde sicher ein Kopfgeld ausgesetzt weil der Diktator so diktatorisch war und weil sich die Bevölkerung gegen ihn erhoben hat. Das hat Frankreich, die Nato und die UNO auf den Plan gerufen. Aus dem Schutzauftrag für die Zivilbevölkerung wurde dann die Jagd auf den Diktator und die Aufträge mit der libyschen Erdölindustrie. Wobei Politik ja ein kompliziertes Geschäft ist. Syriens Diktator zum Beispiel ist auch irgendwie nicht soo demokratisch und die Bevölkerung erhebt sich gegen ihn. Hm. Westerwelle war ja dagegen, Gaddafi zu stürzen. Und Westerwelle war auch dafür, die undemokratische Regierung Saudi-Arabiens mit Panzern für die Aufstandsbekämpfung zu beliefern. Damit steht er in einer deutschen Tradition gegen Aufständische in Afrika. Der Aufstand der Herero und Nama (1904) kostete auch den Aufständischen die Köpfe.
Nun reiste eine hochrangige Delegation aus Namibia an, um in einer Feierstunde die von rassistischen Forschern geschändeten Köpfe der Aufständischen heim zu holen. Dabei kam es zu einer Art politischem Schädeltrauma. Die Bundesrepublik ließ sich lediglich von der Staatssekretärin vertreten. Und diese hatte auch noch die Frechheit, nicht um Entschuldigung, sondern um Versöhnung zu bitten. Auf diese Weise wollte die Bundesrepublik eventuelle Entschädigungsansprüche vermeiden. Kopfgeld sozusagen. Da wollte sich der Kopf des Auswärtigen Amtes, Westerwelle nicht aus dem Fenster strecken.
Die Berliner FDP hat es dann auch ganz ohne Westerwelle geschafft, über die Planke zu gehen. Sie hatten zuletzt aber auch völlig den Kopf verloren und an Profil eingebüßt: Erst wurden die Bürgerrechtsliberalen stillgestellt wie die Herero Köpfe in der Charite. Und dann hat Rösler mit seinem populistischen Anti-Euro Kurs auch noch jegliche Wirtschaftskompetenz demontiert. Die besteht in der FDP nun nur noch darin, Spenden zu organisieren und diese durch die entsprechende Gesetzgebung zu refinanzieren. Dafür hat die Partei mit dem Schädel im Logo gewonnen mit dem Bürgerrechtsthema.
Ach, ja die Berlinwahlen. Es standen sooo viele Köpfe zur Wahl. Auf manchen Plakaten gab es sogar ganze Gruppenbilder Zum Beispiel bei der CDU Neukölln: Ein romantische Idylle aus guten Deutschen, Kopftuchtürkinnen und im Hintergrund der gute Kontaktbereichbeamte, dein Freund und Helfer. Diese autoritäre Idylle hat auch die NPD fasziniert. Und zwar so sehr, dass sie das »CDU« Label einfach mit »NPD« überklebt haben. Den Rest des Plakats fanden sie in Ordnung. Vielleicht war es auch einfache eine Art Joint Venture der Rechten Parteien in dieser Stadt?
In der Zwischenzeit forderte Wowereit den Kopf der Grünen. Sie sollten auf die einzige konkrete Forderung ihres Wahlprogramms verzichten und dem Bau der A100 zustimmen. Na gut, lassen wir den Bundesverkehrsminister entscheiden, der das eigentlich schon entschieden hat. Immerhin bezahlt er es ja…
Auch die CDU wirkt zunehmend kopflos. Dieter Althaus, Günther Oettinger, Roland Koch, Jürgen Rüttgers, Christian Wulff und Ole von Beust sind zurückgetreten. Besonders schön auch der Rücktritt von Christian von Boetticher, der eine Liebesbeziehung zu einer 16-Jährigen unterhielt. Hier wird die Nähe zur katholischen Kirche spürbar. Aus Liebe den Kopf verloren. Das Problem der Kopflosigkeit und der Mangel an neoliberalem Profil soll zumindest teilweise ausgemerzt werden. Ein Headhunter hat Friedrich Merz wieder ausgegraben. Der Mann, der die Steuererklärung auf dem Bierdeckel machen wollte, erwägt eine Rückkehr in die Politik. Er hat gemerkt, dass die sehr großen Zahlen seines Einkommens wegen der vielen Nullen nicht auf Bierdeckel passen. Nachdem er die Interessen des Kapitals als Partner in der Sozietät Mayer, Brown, Rowe & Maw vertreten hat, will er diese Aufgabe nun wieder als Bundestagsabgeordneter wahrnehmen. Wer zahlt, hat recht. Deshalb hat der kluge Kopf Merz auch dagegen geklagt, dass Bundestagsabgeordnete ihre Nebeneinkünfte offen legen müssen. Dann wäre ja vielleicht herausgekommen, von wem Herr Merz sein Kopfgeld bezieht.
Eure ZAG
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