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Wir sind Papst,

grölte vor nicht allzu langer Zeit der Boulevard nationalistisch besoffen in die Welt. Und das Schöne daran ist, dass die Welt nun ein wunderbares Beispiel dafür erhält, was das so heißt, wenn Abkömmlinge des konservativen Deutschlands, eine neue Rassel bekommen. Aber natürlich ist das alles nur ein Missverständnis. Niemand konnte doch ahnen, dass die erst in den letzten 50 Jahren mit antisemitischen Äußerungen aufgefallenen Anhänger des reaktionären Lefebvre, die offizielle Honorierung ihrer Leistungen durch den Vatikan umgehend zu einer Publicity-Offensive nutzen würden. Nu denn, da wird dann halt hart durchgegriffen und mit einem offiziellen Entschuldigung-War-Nicht-So-Gemeint-Ich-Hab-Nichts-Gegen-Juden-Einige-Meiner-Besten-Freunde-Sind-Juden kann ja wieder zur antisemitischen Tagesordnung übergegangen werden. Da drücken wir die Replay-Taste beim Widerruf-Trailer – Routinejob.

Denn das wirkliche Problem ist doch, dass der Jude aus der ganzen langen Geschichte einfach nichts lernen will. Immer macht er Sachen, die ihm den vollkommen berechtigten Unmut der Bevölkerung einbringt. Und es wird immer schlimmer! Früher hat er den Pogrom, der ja als unschöne Konsequenz des berechtigten Zorns immer wieder leider unvermeidbar war, wenigstens nur mit Wehklagen und Heulerei versucht anzuprangern. Aber dann hat er doch tatsächlich einen eigenen Staat gegründet. Und der verhält sich schon beinahe so wie andere, ›normale‹ Staaten. Gut, es dauert schon etwas lange, bis seine Armee sich in Marsch setzt und sie unterwirft sich ja doch einem Rechtfertigungsdiskurs, den die deutschen Jugoslawienbomber nie auch nur im Entferntesten auf die Idee kamen zu bedienen, als ihnen irgendwann nach dem permanenten Raketenbeschuss Bayerns der Geduldsfaden gerissen ist oder die ständigen Übergriffe der Afghanen auf Sachsen einen präventiven Ausflug im Panzer unumgänglich machten und die dauernden Bombenattentate in den Berliner Bussen, die EU-Mauer als Weisheit letzter Schluss erscheinen ließen.

Aber letztendlich bleibt doch festzuhalten, dass der Jude nicht ‘mal aus dem Holocaust gelernt hat, dass für ihn ein Verhalten nicht hinnehmbar ist, dessen pure Kommentierung bei ausnahmslos allen anderen schon als provokante unverschämte Einmischung in legitime Handlungsweisen brüsk verbeten werden würde. Er kapiert einfach nicht, dass er sich nicht unbeliebter machen sollte, als er per se ohnehin schon bei so vielen ist, denn sonst wird er nicht nur regelmäßig geschlagen und ab und an halt auch ein wenig erschlagen, sondern vernichtet werden. Und das hat er sich dann wirklich – und vollkommen zu recht – selbst zuzuschreiben, hat er diesen Hass doch in seiner arroganten Art heraufprovoziert. Da fällt es uns Rechtschaffenen auch wirklich schwer, nicht erzürnt zu sein, wenn er einfach nicht die verständnisinnige Inkarnation des Humanismus und Altruismus nach unserer Vorstellung geben will. Wir als Linke sind doch wirklich schwer beleidigt, dass nicht ‘mal der Jude unsere konkursreifen Märklin-Eisenbahner-Träume des richtigen Lebens im leider Falschen umsetzt und im allgemeinen großen Morden denen zeigt, die das gerne bei ihm ausprobieren würden, dass er das auch kann. Da hat uns zwar der liebe Adorno schon vor Äonen ein Buch dazu geschrieben, aber diese vielen Buchstaben und keine Bilder, das ist doch wie bei diesem Marx – unzumutbar! Da halten wir doch lieber an unserer Anspruchshaltung gegenüber unseren imaginierten Besseren fest, weshalb dann prompt auch unsere Enttäuschung bizarre Wellen schlägt. Sie wird dann zuverlässig und in nicht allzu ferner Zukunft – und soviel Papst muss sein – das momentane Sind-Wir-Nicht-Alle-Ein-Bisschen-Obama ins traditionelle Böses-Amerika konsolidieren.

Wo bleibt denn unsere linke Welt ohne die Fixsterne des a priori Bösen, die in so vielen runden Köpfen dafür sorgen, dass das Denken keinesfalls die Richtung wechseln muss. Das sind Zäune, die länger sind als der inzwischen weit fortgeschrittene US-Versuch gegenüber Mexiko, auf dem Gebiet der Grenzbauten den Superlativ zu errichten, was allerdings schon auf Grund geographischer Voraussetzungen zum Scheitern verurteilt ist. Da hat der Chinese mit seiner Mauer einen Vorsprung, den nur noch das alte Europa zu toppen in der Lage ist. Und da sich Wasser immer noch schlecht mit Wällen, Mauern und Zäunen garnieren lässt, werden wir wohl regelmäßig weiter von lampedusanischem Lamento oder canarischem Gemecker belästigt werden, sollte da nicht bald eine tourismuskompatiblere Lösung funktionsfähig werden.

Die Welt ist eben eine einzige Enttäuschung! Auch in der ZAG-Redaktion ist’s nicht anders! Da können wir zwar immer noch gazpromgewärmt von unserem Ponyhof grüßen, aber leider sind die Milliärdchen einer bundessubventionierte Lösung der schon seit dem letzten Frühjahr währenden ZAG-Finanzkrise, die einmal mehr beweist, welche Vorreiterrolle die ZAG spielt – noch nicht auf unserem Konto eingetroffen, so dass sie sich bei dieser Ausgabe auch aufs Layout auswirkte, das dankenswerter Weise durch heldenhaften Noteinsatz zu Stande kam und dadurch das Erscheinen dieser Ausgabe ermöglichte.

So verbleiben wir vorerst im anderen Gewande

Eure ZAG

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